Ich wohne im Bayerischen Viertel in Berlin-Schöneberg. Wenn ich das Fenster aufmache, höre ich Vögel zwitschern, sehe Hasen über die Wiese vor meinem Haus hoppeln und einmal sah ich sogar einen Igel. Man mag kaum glauben, dass dieses Viertel nur knappe zehn Gehminuten vom lauten Ku’damm entfernt ist. Manchmal fühlt es sich so an, als würde ich gar nicht in Berlin, sondern in einem Vorort wohnen.
Geht man hier durch die Straßen, fällt der Blick dann und wann auf ein Schild an einem Laternenmast. Zeichnungen sind auf der einen Seite: eine Parkbank, ein Briefumschlag, ein Einfahrt-Verboten-Schild, ein Laib Brot. Auf der anderen Seite der Schilder sind Texte; Texte die von der perfiden Grausamkeit der Nationalsozialisten gegenüber der jüdischen Bevölkerung zeugen. Es sind Gesetze und Verordnungen mit denen in den Jahren zwischen 1933 und 1945 die Entrechtung der Juden in Deutschland vorangetrieben worden ist. 80 solcher Schilder finden sich im Bayerischen Viertel, installiert von den Künstlern Renata Stih und Frieder Schnock Anfang der 1990er Jahre. Das Denkmal trägt den Namen Orte des Erinnerns.
Es ist ein Denkmal das zeigt, dass Antisemitismus damals überall auftauchte, im Alltag und auch in einer friedlichen Umgebung wie dem Bayerischen Viertel.
Video: Orte des Erinnerns
1933 wohnten in ganz Schöneberg rund 16.000 Juden, viele davon im Bayerischen Viertel. 1943 gab es „offiziell“ keine Juden mehr in Berlin.
Discussion9 Kommentare
Incredible story! I’ve been to Berlin couple of times but never visited the bavarian quarter. I should go next time, actually you should show me next time, I guess I’ll be there in January! 🙂
Thank you Sebastian. And yes, for sure I can show you the Bavarian Quarter 🙂 See you in January
Very moving. I’ll look for these signs when I’m in Berlin. Thanks for telling us about this important memorial.
Wow, talk about impactful!
Wow – I believe the situation is the same in Poland where they destroyed so many Jewish people – the population drop was staggering. I think it’s really good that there is a memorial like this, though – ensures that people don’t forget this tragic time.
When I visited my friend who was in an apartment just south at Bayerischer Platz in Berlin, they took me around for a walk around the neighbourhood and saw the signs. I was slowing the group down, as I kept stopping to read, because I cannot resist reading signage.
Absolut sehenswert; nachdenklich!
Thanks for your post, Yvonne!
Wow….interesting concept for a memorial. It seems like it would really catch visitors off guard and grab their attention, which would be a good way to get them to think. Thanks for sharing.
I dont think the signs are for visitors of Germany but for Germans themselves, considering that they are written in German and no English translation is provided. Not a critique just an observation. The point is to remind Germans to never allow this to happen again. I took a few pictures of some of these signs and might do a post similar to this one. Great post Yvonne!
Wie komisch, dass jemand, die Bayern nicht leiden kann, im Bayerischen Viertel Berlins wohnt!
Spaß bei Seite: danke für die Erinnerung.