Es ist heiß. Ich fühle mich matschig, eklig, müde. Eigentlich will ich nur duschen und das Gefühl vom Körper waschen, das man hat, wenn man in den Klamotten vom Vortag geschlafen hat. Gefühlt liegen eine Million Flugstunden hinter mir. Nein, ich mag es nicht, das eigentliche Reisen. Grummelig blinzele ich in die Sonne. Zwischen mir und der nächsten Dusche liegen circa 6 Stunden Fahrt über staubige Pisten. Und das Ganze dann bitte mit links.
Es ist mein 35. Geburtstag und ich bin zum allerersten Mal in meinem Leben in Namibia.
Und jetzt, Wochen später, sitze ich in Berlin auf meinem Sofa und überlege, wie ich euch beschreiben kann, wie es dann weiterging. Mit mir und Namibia. Es hätte doch sein können, dass ab da alles schief gelaufen ist (und am Ende dann aber doch irgendwie gut. Man hat ja schließlich nur einmal im Jahr Geburtstag). Oder es hätte auch sein können, dass mich Namibia sofort im nächsten Moment, nach zwei drei Schritten aus dem Flughafengebäude heraus, so umgehauen hätte, dass ich sofort vergessen hätte, wie furchtbar matschig ich mich gefühlt habe.
Doch irgendwie war das anders.
Namibia ist kein Land, in das man sich auf den ersten Blick verliebt. Irgendwie ist Namibia anders. Wenn man an Namibia denkt, dann haben die meisten Menschen genau ein Bild im Kopf. Das:
Wüste, Einöde. Nichts.
Namibia, und das sollte man wissen, ist ungefähr doppelt so groß wie Deutschland und pro Quadratkilometer leben hier ungefähr 2,5 Menschen. Damit liegt Namibia knapp hinter der Mongolei (die im übrigen doppelt so groß wie Namibia ist), wenn es um die Länder der Welt mit der geringsten Bevölkerungsdichte geht. Ja klar, denken sich sicherlich viele, Wüste und so. Da ist halt nichts. Da kann man nicht leben.
Aber genauso wie die Mongolei irgendwie gar nicht so dem Landschaftsbild entsprach, das man so im Kopf hat, so ist das auch mit Namibia. Auch wenn Sossusvlei (ich muss immer googeln, wie man das schreibt) sicherlich zu den bekanntesten Attraktionen in Namibia gehört, hat dieses Land landschaftlich doch viel mehr zu bieten. Alle 100 Kilometer sieht es anders aus, da fährt man auf einmal über einen Highway, der so genauso auch Route 66 heißen könnte, dann wieder über staubige Pisten, die kaum an Straßen erinnern und dann auf einmal sind da Berge und Hügel und Gras. Und ja, manchmal regnet es auch in Namibia und dann ist alles sehr grün.
Wenn man in Namibia von einem Ort zum nächsten will, dann heißt das fahren, fahren, fahren. Das kostet Zeit. Dadurch gibt es dir aber auch Zeit. Zeit zu reden und Zeit zu denken. An manchen Tagen haben wir stundenlang niemanden getroffen, in manchen Gegenden sieht man sicherlich auch tagelang keine andere Menschenseele. Namibia gibt dir Zeit mit dir selbst.
Namibia ist kein Land, das einem mit stetiger Reizüberflutung das Gehirn vollstopft. Namibia ist auch kein Land, das mit seiner Schönheit prahlt und man gar nicht weiß, wohin man zuerst hinschauen soll. Namibia ist leise, fast schon schüchtern. Und das gibt einem die Ruhe, alles in sich aufzusaugen. Ungefiltert.
Manche sagen es sei die Weite, die sie so an Namibia fasziniert. Für manch andere ist es die Landschaft, die Menschen, die Tiere. Für mich war es die Ruhe, die Einsamkeit, die Unaufgeregtheit, die Gelassenheit der Natur in Namibia. Die sich langsam in dein Herz schleicht und dir dann zuflüstert: Oh, wie schön! Ich kann dich doch immer wieder überraschen. Ach und: Alles Liebe zum Geburtstag! Das hatte ich am Ende des Tages übrigens schon fast wieder vergessen. Wäre da nicht ein Yes-Törtchen mit Wunderkerzen drauf und die Mitarbeiter der Anib Lodge gewesen, die beim Abendessen VOR ALLEN ANDEREN mir ein Ständchen gesungen haben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ihr habt jetzt Lust auf Namibia? Dann lest euch unbedingt auch meine Tipps für den perfekten Road Trip in Namibia durch (es gibt auch ein VIDEO!). Mehr über Namibia findet ihr auch hier:
- Christoph war ganz allein in Namibia (also fast, wenn ich nicht dabei gewesen wäre und so)
- Johannes entdeckt eine Geisterstadt in Namibia (die steht für mich definitiv bei der nächsten Namibia Reise ganz weit oben auf der Liste!)
- Marianna über die Versprechungen der Straßenschilder in Namibia (und was das mit Tierspottergeschick zu tun hat)
- Susi hat im Busch gecampt und wurde dabei von Leoparden links liegengelassen.
Wart ihr schon mal in Namibia? Was hat euch am meisten fasziniert?
Hinweis: Danke an das Namibia Tourism Board und Dertour für die Unterstützung bei dieser Reise.
Discussion23 Kommentare
Namibia… ja, das haben wir im September/Oktober 2006 bereist. Unsere Route führte uns damals von Kapstadt hoch nach Namibia, zum Fishriver-Canyon, zum Sossusvlei, nach Swakopmund. Von dort ging es weiter in den Etosha Nationalpark und verlassen haben wir Namibia durch den (südafrikanischen) Kgalagadi Transfrontier Park. Es hat uns gut gefallen, damals… auch wenn wir es seither noch nicht geschafft haben, zurückzukehren. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben…
Der absolute Höhepunkt der Reise war für uns die Region des Sossusvlei. Das Gebiet ist ein Traum aus Sand, die Farbschattierungen variieren von Blassgelb bis zum leuchtenden Rot und Orange. Dort will ich auf jeden Fall noch einmal hin. Und natürlich auch in den Etosha Nationalpark mit seinen Tieren. Viel haben wir dort gesehen denn wir waren ja in der Trockenzeit da und die Tiere kamen regelmäßig an die Wasserstellen.
Und was ich noch nicht gesehen habe, was aber unbedingt auf meiner ganz persönlichen to-do-Liste steht: durch den Caprivi fahren, am besten dann, wenn sich eine Ausreise in Richtung Okavango-Delta lohnt. Das ist aufgrund seines Tierreichtums und der spektakulären Sumpflandschaft eines meiner Wunsch-Ziele für eine Fotosafari. Um das Delta in seiner ganzen Wasserpracht zu sehen, sollte ich dorthin im Juli reisen… vielleicht im nächsten Jahr??
Hört sich nach einer geilen Route an! Und ja, ich muss auch unbedingt nochmal nach Namibia, hab einfach noch viel zu wenig gesehen von dem Land! Vielleicht im nächsten Jahr… 😀
So tolle Fotos, meine Liebe! <3
DANKE <3
Wunderschöne Fotos! Ich kann eure leise Liebesgeschichte gut nachvollziehen. 🙂
Danke schön!
Oh Mann, Gänsehautbericht! Superschön Yvonne! Wollte ich schon die ganze Zeit loswerden. 🙂 LG!
DANKE DIR! 😀
Pingback: Tipps für den perfekten Road Trip in Namibia (inkl. V I D E O)
Was für schöne Bilder. Manchmal tut es der Seele besser nicht so überflutet zu werden, sondern in Ruhe zu genießen… Mir ging es so auf den einsamen Straßen Patagoniens. Durchatmen pur.
Danke für den schönen Ein-/Ausblick auf Namibia!
Danke Tabitha! Und ja, manchmal braucht die Seele so eine Auszeit 😀
Pingback: Wochenendklicks: Entspannte Balkontage mit Fernweh nach Namibia und Heimweh nach Vancouver | Flecken, helle.
So tolle Bilder – ich bekomme wieder Sehnsucht nach Afrika!!
auf den Punkt beschrieben, wie ich es in Erinnerung habe :)! Diese Ruhe, Weite, Zeit für sich selbst. Toller Beitrag.
Hallo,
ich finde deinen Artikel toll! Das macht gleich Lust nach Namibia zu fahren.
Aktuell bin ich beim Brainstorming für 3 Wochen Urlaub über Weihnachten. Es stehen sooo viele tolle Ziele zur Auswahl und Namibia ist eines davon.
Wie ist denn das Preisniveau in Namibia? Ich hab aktull überhaupr keine Vorstellung, was z.B. ein Bier, abends Essen, … kosten.
Kannst du mit weiterhelfen?
Vielen Dank & VLG
Ilona
Hey Ilona,
Namibia ist super für eine dreiwöchige Reise! An sich ist Namibia nicht wirklich das günstigste Reiseland (verglichen beispielsweise mit Südostasien), aber im Schnitt sind die Preise für Essen und Getränke circa ein Drittel günstiger als in Deutschland. Abendessen für zwei Personen inkl Getränke bekommt man zum Beispiel (je nachdem WO man gerade ist) für um die €15-25.
Das teuerste bei einer Reise nach Namibia ist sicherlich der Flug und die Kosten für den Mietwagen und die sind leider sicherlich über Weihnachten nochmal etwas höher als sonst. Aber generell ist die Jahreszeit natürlich SUPER für eine Reise nach Namibia!
Stay travelous!
Hallo Yvonne,
wir waren fast vier Wochen in Namibia unterwegs und das war viel zu kurz! Denn auch wir haben uns absolut in dieses ruhige und weite Land verliebt. Ich muss unbedingt dorthin zurück! Um dies zumindest geistig zu erreichen, habe ich den Beitrag „Die besten Reiseberichte über Namibia aus dem Blog-Universum“ geschrieben und auch deinen schönen Beitrag erwähnt und verlinkt.
Liebe Grüße,
Sabine
Als ich ein „fernes“ Land suchte, in dem die Verdächtigen aus meinem Krimi Unterschlupf finden, hatte ich zunächst nur den leisen Verdacht, es könnte Namibia werden. Die gemeinsame Geschichte und reichlich Bilder im Kopf haben es sehr schnell entschieden: „Spur nach Namibia“ heißt der Roman. Und sein letztes Drittel spielt eben dort.
Hallo, ich überlege demnächst nach Namibia und/oder Botswana zu reisen (Backpacking). Kannst du etwas zu den Kosten sagen (Übernachtungen, Essen, Transport etc.), mit dem Hintergrund, dass man sich viel selbst versorgt und einfache Übernachtungsmöglichkeiten in Anspruch nimmt?
Liebe Grüße 🙂
Alle afrikanischen Länder, die ich bis jetzt bereisen durfte, haben mir den Atem genommen. Als nächstes möchte ich bei einer Afrika Rundreise unter anderem durch Kenia reisen. Darauf freue ich mich total.
Hallo Yvonne,
erst letzten Montag bin ich von meiner Namibia-Reise zurück gekehrt. Dieses Land hat mich mehrfach überwältigt und auf eine bisher unbeschreibliche Art berührt. So wie Du es beschreibst, als schüchtern und auf seine eigene Art wunderschön, genau so habe ich es empfunden, habe es aber irgendwie nicht beschreiben können.
Liebe Grüße, Susanne
P.S. Die Sehnsucht bleibt.
Pingback: 4 Gründe für eine Reise nach Namibia - Warum Namibia auf jede Bucket List gehört
Liebe Yvonne, was für eine herzerwärmende und vor allem ehrliche Liebeserklärung an Namibia. Du hast eine wundervolle Art zu schreiben! Wir fliegen in zwei Wochen, ich kann es kaum erwarten…warum? Ich hab eine ähnliche Geschichte geschrieben wie du in unserem Blog teilzeittravels.de und hoffe, dass man Bauchgefühl die Schmetterlinge los lässt, sobald wir on Tour sein werden :-).