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Die Gesichter der Mongolei

Wenn um einen herum gar nichts ist. So rein gar nichts. Außer Stille und Natur. Wenn nichtmal ein Lüftchen weht. Und man weiß, dass einen definitiv niemand hören kann. Dann fängt man an zu flüstern. Auch wenn man eigentlich schreien möchte. Vor Glück.
Manchmal tragen eine die Füße weiter als man denkt. Und manchmal bleiben sie stehen, weil sie es wollen.
Nachts gibt es nichts Besseres zum Einschlafen als ein knackendes Feuer. Oder drei kleine Babykatzen, die sich an einen kuscheln.
Vodka hilft. Gegen vieles. Selbst gegen Wölfe.
Und manchmal zeigt einem ein Lächeln nicht das wahre Gesicht eines Menschen.

Auf meiner Reise in die Mongolei habe ich einiges gelernt. Über das Land, seine Menschen und mich selbst. Die Mongolei ist ein faszinierendes Land. Anders. Weiter. Vielfältiger. An manchen Tagen dachte ich, wir stehen am Grand Canyon. An anderen Tagen fühlte ich mich Schottland näher als jemals zuvor. Und dann wieder wanderte ich durch die afrikanische Steppe. Aber das alles ist die Mongolei. Die Menschen hier sind stolz und gleichzeitig voller Demut. Anmutig. Gastfreundlich. Nie würden sie einen Fremden in der Kälte stehen lassen, jederzeit sind sie bereit selbst das Wenige was sie haben zu teilen.

Die Kinder hier haben oft kein leichtes Leben. Das Leben in der Weite ist hart. Die Kälte, die Einsamkeit, die Armut macht vielen Familien zu schaffen. Wenn die Kinder in die Schule gehen sind sie dadurch oft jedes Jahr für Monate von ihrer Familie getrennt. Kommen bei Verwandten in der Stadt unter oder wohnen direkt im Internat. Etwas Licht ins Dunkel bringt da unter anderem die Nomadenbibliothek, die von Weltweitwandern unterstützt wird. Von Ort zu Ort, von Siedlung zu Siedlung, von Weite zu Weite reist die Bibliothek, untergebracht in einer Jurte durch die ganze Mongolei. Bleibt für einige Tage an einem Ort und zieht dann wieder weiter. Hier finden Kinder Lehr- und Sachbücher, aber auch Comics und Märchenbücher. Was mich an den Kindern der Mongolei besonders fasziniert hat, waren ihre Gesichter. Lachend im einen Augenblick und mit einer ernsten Weisheit erfüllt im nächsten. Ich habe sie fotografiert. Viele von ihnen. Und keines hat je dafür gelächelt. Warum sollten sie sich für ein Foto extra verstellen? Das sind ihre Gesichter, so wie sie sind. Ehrlich. Sagte unser Guide.

Wir dagegen lachen, zeigen uns von unserer besten Seite auf Fotos. Anstatt einfach zu zeigen, wer wir sind. Und lächeln auch wenn uns manchmal gar nicht danach zumute ist. Anstatt einfach den Blick zu gestatten in das echte, das wahre Gesicht.

Das sind die Gesichter der Kinder der Mongolei.

Danke an Weltweitwandern, die mir diese Reise ermöglicht haben.

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