Die Geister der Emilia-Romagna
Eine Burg ohne Gespenst ist wie Italien ohne Pasta. Geht nicht. Die Sache ist nur die, dass nicht jede Pasta gleich gut schmeckt. Wenn ICH Pasta koche sagen die meisten ja relativ schnell: „Basta“. Und so ist das auch mit den Gespenstern. Den Geschichten. Wenn sie zu lasch sind oder zu sehr gewürzt, dann können sie mir gestohlen bleiben. Aber wenn sie mit viel Liebe und echter Geschichte kombiniert serviert werden, dann kann ich nicht genug davon bekommen. Und bei meiner Reise in die Emilia-Romagna – ganz ehrlich – ist es mir einige Male eiskalt den Rücken runter gelaufen. Und manche Nacht hab ich drauf gewartet, dass ein Gespenst vorbei kommt. Dafür hätte ich sogar Pasta gekocht.
Wenn ihr auch auf Gespenstergeschichten steht, dann solltet ihr die drei Schlösser in der malerischen Emilia-Romagna unbedingt einmal besuchen.
Castello di Bardi
Die Gespenstergeschichte hinter diesen Mauern handelt von einer tragischen Liebe. Solesta, die Tochter des Burgherren war verliebt in Moroello, den Kommandanten der Streitkräfte. Ihr Vater hatte sie jemand anderen versprochen – doch das war nicht das Tragische an ihrer Geschichte. Moroello zog aus, um Krieg zu führen. Und Solesta suchte jeden Tag den Horizont nach einem Zeichen seiner Rückkehr ab. Irgendwann sah sie dann eine Gruppe Reiter und dachte es wären die Feinde, die nach einem Sieg über Moroello nun auf dem Weg seien, die Burg zu erobern. Ihren Geliebten tot wähnend stürzte sie sich in den Tod. Blöd nur, dass Moroello eben jene Reitergruppe anführte. Weder tot noch besiegt. Und was hat er gemacht, nachdem er vom Tod der Herzensdame erfuhr? Klar: ganz in Romeo-Manier sich selbst getötet.
Gruselfaktor: In einem Zimmer der Burg kann man ein von Parapsychologen aufgenommenes Foto von Moroello bewundern.
Fakten: Das Castello di Bardi liegt in der Gemeinde Bardi, circa 60 Kilometer von Parma entfernt. Ich fand die Folterkammer in der über tausend Jahre alten Militärfestung ziemlich interessant, merkwürdig nur, dass sie – zumindest heutzutage – direkt neben der Küche liegt.
Antico Borgo di Tabiano Castello
Ok, es gibt keine ECHTE Geistergeschichte hier. Aber Geschichten von Geigenklängen, die nachts die Burgbewohner weckten. Und Geschichten von Lärmen und Dröhnen in der Nacht, das von den nahe gelegenen ehemaligen Schlachtfeldern zu der Burg herüber schallen soll. Hab ich nicht gehört, weder noch. Aber gegruselt hat es mich trotzdem, zumindest in der ersten Nacht, die ich hier verbracht habe. Schreie hab ich gehört, übernatürliche Schreie. Wie aus einer anderen Welt, einer Märchenwelt. Irgendwann hörte ich nichts mehr, aber morgens haben mich diese Schreie dann wieder geweckt. Ein Gespenst? Um diese Zeit? Nein, das war kein Gespenst, auch wenn sich die Kreatur ebenso wenig fangen lässt wie ein Geist. Es war der burgeigene Pfau, der mit seinem „Gesang“ die Gäste hier beglückt.
Gruselfaktor: ist von den dreien hier definitiv am schwächsten. Aber dafür kann man hier übernachten und das auf ziiiiiemlich romantische Art und Weise.
Fakten: Tabiano Castle wurde im 11. Jahrhundert auf den Ruinen einer römischen Siedlung erbaut. 2007 wurde ein Großteil des Anwesens zu einem Hotel umgebaut. Urromantisch: die Zimmer. Uritalienisch: die Küche des Restaurants.
Castello di Gropparello
Ich muss sagen, dass ich Gianfranco Gibelli ziemlich beneide. Nicht weil er in einem Schloss wohnt. Na gut vielleicht auch ein bisschen deswegen. Aber eigentlich beneide ich ihn weil er ein Gespenst gesehen hat. Schön öfters. Den Geist der Rosania Fulgosio. 17 Jahre war sie alt, als ihr eigener Ehemann sie lebendig eingemauert hat. Wo genau, hat bis jetzt noch niemand rausgefunden. Aber Gibelli ist sich ziemlich sicher, dass sie in einer Ecke im Innenhof begraben liegt. Der Grund für den Mord war – wie könnte es auch anders sein – Eifersucht. Denn Rosania war zwar mit dem Burgherren verheiratet liebte aber den verwegenen Armeeführer Lancillotto.
Gruselfaktor: Die Gebeine der Rosania liegen noch irgendwo dort begraben. Und wenn einem der Burgherr höchstpersönlich von den Erscheinungen berichtet, die nicht nur ihm sondern auch vielen anderen wiederfahren sind, dann glaubt man das auch.
Fakten: Erbaut im 8. Jahrhundert kann man im Castello di Gropparello heutzutage auf eine echte Zeitreise gehen. Nicht nur im Schloss selbst sondern auch im märchenhaften Wald drum herum wird das Mittelalter von März bis November mit verschiedenen Rollenspielen wieder lebendig und im urigen Restaurant speist man an langen Tafeln.
Mehr Bilder von meiner Reise in die Emilia-Romagna findet ihr hier.