Warum ich eigentlich reise. Ein kleiner Seelenstriptease.
Manchmal denke ich, ich bin verrückt. Gedanken schwirren dann in meinen Kopf so schnell, dass ich den einen schon vergessen habe bevor der andere da ist. Und dann ist da so eine Unruhe, ein inneres Ziehen, eine Ungeduld. Ein „das kann doch nicht alles sein“. Dann muss ich umräumen, in meiner Wohnung, in meinen Gedanken, in meinem Leben.
„Du bist verrückt, mein Kind. Du musst nach Berlin.“
Und da bin ich nun. Und jetzt? Jetzt sitze ich hier, schaue mich um und denke, dass Berlin gar nicht mehr so verrückt ist. Das war anders, als ich noch nicht hier gewohnt habe. Oder auch noch ganz am Anfang. Da war Berlin wie ein riesiger Abenteuerspielplatz und ich hab mich tausend mal cooler gefühlt, als ich eigentlich bin.
Und doch gibt es keinen Platz auf der Welt an dem ich mich wohler fühle. Es hat sechs Wochen gedauert um das herauszufinden. Sechs Wochen. Da saß ich, in Kambodscha, sah die Schneebilder von Berlin und wollte einfach nur nach Hause.
Nach meinen ganzen Reisen im letzten Jahr hatte ich wirklich die Schnauze voll, war froh dann endlich wieder zu Hause zu sein. Runterkommen, nicht gleich wieder Koffer packen. Sechs Wochen, das ist meine Schmerzgrenze. Denn dann ging es wieder los. Erst wusste ich gar nich so genau, was mit mir los ist. Ich hatte permanent schlechte Laune. Und es gibt zich Menschen, denen ich in dieser Zeit tierisch auf den Geist ging. Es zwickte, es zwackte, es zwuckte. Die Ungeduld kribbelte in mir. Und hörte erst auf, als ich meine Koffer wieder packte und loszog.
6 Wochen. Heimweh. Fernweh. Beides gleich schlimm.
Es gibt Menschen die sagen, ich wäre mutig, weil ich das einfach so mache. Berlin, meine Selbstständigkeit, das Reisen. Ich bin nicht mutig.
Ich habe kein Ziel, kein „in zehn Jahren soll mein Leben mal so aussehen“. Früher war das mal anders, zumindest zeitweise habe ich mich immer wieder mal von der Sicherheit verleiten lassen, mich einzunisten.
„Ist doch eigentlich ganz gut so wie es ist. Kann doch so bleiben“
Hab meine innere Stimme auf lautlos gedreht und mich wohl gefühlt. Einen Tag gelebt, dann den anderen. Einfach so. Bis ich auf einmal, und meistens ohne Grund, auf einen Knopf gedrückt habe und meine innere Stimme angefangen hat zu schreien. Bis ich das gemacht habe, was sie wollte. Ich bin nicht mutig. Ich kann nur nicht anders. Denn wenn ich meine innere Stimme abdrehe, dann tut das irgendwann weh. Und das ist nicht gut.
You only live once. But if you do it right, once is enough.
Meine innere Stimme zieht mich weg, woanders hin. An Plätze, an denen ich noch nie war. Will, dass ich Dinge tue, die ich noch nie getan habe. Und wieder zurück. Dann sagt sie zufrieden: hast du gut gemacht, jetzt lass ich dich wieder eine Weile in Ruhe. Sechs Wochen oder so.
Und manchmal da steht man dann einfach am Fenster, trinkt Kaffee und hört Musik. Und dann weiß man, dass das alles irgendwie schon seinen Sinn hat. Und die innere Stimme nickt und nimmt auch einen Schluck Kaffee.
Ich bin verrückt, mein Kind. Ich muss in die Welt. Und wieder zurück.
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