Einmal Schneeprinzessin mit Hindernissen – ein Wochenende in St. Moritz.
Bevor es jetzt richtig mit dem Frühling losgeht, gibt es heute nochmal die volle Dröhnung Winter. Also so richtig. Als kleine Vorfreude auf die nächste Saison, die hoffentlich nicht mehr so lange auf sich warten lässt. Anfang März durfte ich ein Wochenende in St. Moritz verbringen, ich durfte im Schnee versinken, ein bisschen (mehr) Luxus genießen und von einem Fettnäpfchen ins nächste treten.
Aber fangen wir von vorne an. Wir fahren an einem Freitag nach St. Moritz. Mit jedem Kilometer, dem wir uns unserem Ziel nähern, wir die Landschaft bergiger und schöner. Es geht durch kleine Bergdörfer, vorbei an tiefen Schluchten und serpentinartig über Bergpässe. St. Moritz liegt im Engadin im schweizerischen Kanton Graubünden, nicht weit weg von der italienischen Grenze. Eine Gegend, die mir noch völlig unbekannt ist, die aber nach diesem Wochenende meine Sehnsucht nach den Bergen und der Natur noch mehr vergrößert hat.
SCHLAFEN IN ST. MORITZ
Die kommenden 2 Nächte verbringen wir im Kulm Hotel St. Moritz. Wenn schon Luxus, dann aber richtig. Das Navi schickt uns durch kleine Straßen den Berg hinauf. „Sie haben ihr Ziel erreicht, ihr Ziel befindet sich rechts“. Eine kleine Einfahrt, bedeckt vom Schnee führt uns direkt vor den Eingang zum Hotel. Noch sind wir etwas überfordert. Wohin mit unserem Auto? Wir parken erstmal an einer Hausecke. Und betreten die Eingangshalle. Am Empfang checken wir ein und fragen, wie das denn jetzt abläuft. Wo sollen wir parken? Ich habe das Gefühl, dass diese Frage noch nie gestellt wurde. Wir dürfen mit unserem Bulli vorfahren, geben den Schlüssel ab und unser Gepäck wird auf einen Kofferwagen verfrachtet und in unser Zimmer gebracht. Und dieses Zimmer erst! Und die Flure! Und die anderen Zimmer! Ich fühle mich ein klein bisschen wie eine Prinzessin. Eine Prinzessin umgeben von schönstem Pulverschnee und Bergspitzen bis in den Himmel.
Wir machen uns bereit fürs Abendessen. Schick angezogen und mit knurrendem Magen geht es in Richtung des großen Speisesaals. Und dann passiert es. Wir dürfen nicht rein. Leider. Warum? Mein Freund trägt sein schönstes Hemd, aber leider ohne Sakko. Das ist Pflicht für das abendliche Dinner. Ich habe keine Ahnung und kenne mich leider in der Kleiderordnung ab einer gewissen Kategorie nicht aus. Aber ich verstehe das. Mit einem Kleid hat man schließlich auch nichts auf einer Baustelle zu suchen, mit Stöckelschuhen nichts in den Bergen. Verhungern müssen aber wir nicht, im Hotel stehen mehrere Restaurants zur Wahl. So lassen wir den Abend bei Pizza, leckerem Bier und ein paar weiteren kleinen Fauxpas ausklingen.
Ganz kurz möchte ich euch aber noch von dem Gebäude erzählen. Ich liebe Geschichte und Architektur und davon findet man in den Gemäuern einiges. 1864 wurde in dem Hotel mit einer Wette der Startschuss für den Wintertourismus in den Alpen gelegt. Hotelbesitzer und Gründer Johannes Badrutt versprach im Herbst seinen englischen Gästen, dass sie auch im Winter die Schönheit des Engadin bei Sonnenschein, faszinierenden Ausblicken und angenehmen Temperaturen genießen können. Falls nicht, würde er die Kosten für den kompletten Aufenthalt für sie übernehmen. Skeptisch ließen sie sich auf den Deal ein, schließlich waren sie vom englischen Winter definitiv anderes gewöhnt. Als seine englischen Gäste braungebrannt und fröhlich im Frühjahr wieder Richtung Heimat aufbrachen, war die Wette gewonnen und der Wintertourismus war geboren. Auch architektonisch hat das Hotel einiges zu bieten. Mit holzvertäfelten Decken, dem immer noch erhaltenen ursprünglichen ersten Hotelteil, einem puristisch anmutendem Spabereich und vielen kleinen Details.
WINTERWUNDERLAND ST. MORITZ
Eigentlich war zum Auftakt eine Runde Snowkiten auf dem Silvanaplanersee geplant. Wegen zu viel Schnee und zu wenig Wind musste das leider abgesagt werden. Macht aber nichts. Stattdessen haben wir einfach ein traumhaftes Winterwunderland bei einem Spaziergang um den St. Moritzersee genossen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wohl ich mich in so einer Atmosphäre fühle. Diese Stille. Die Landschaft, die unter den Schneemassen versinkt und eine völlig andere ist.
SCHNEESCHUHWANDERN BEI ST. MORITZ
Der letzte Tag begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Fast perfektes Bergwetter also, einzig die Lawinengefahr war in diesem Jahr nicht zu unterschätzen. Wir fahren also mit der alten roten Standseilbahn gemächlich hinauf auf den Muottas Muragl. Langsam ruckeln wir vorbei an einer perfekt wirkenden Landschaft, mit schneebedeckten Bäumen und glasklarer Luft. Oben angekommen schnallen wir uns die Schneeschuhe an und los geht’s auch schon. Wir sind die ersten auf dem Berg und können die Aussicht ganz für uns genießen. Unser Tourguide Christine weist uns den Weg durch die verzauberte, baumlose Landschaft. Wir blicken von oben auf St. Moritz runter. Bei den Aussichten kann ich mir sehr gut vorstellen, warum Philosophen wie Friedrich Nietzsche und Stefan Zweig sich hier im Engadin zurückgezogen und Inspirationen geholt hatten.
SCHLITTENFAHREN BEI ST. MORITZ
Mein erster Gedanke, als es hieß es geht mit dem Schlitten wieder vom Muottas Muragl runter? „Ja ne, is klar. Laaaaangweilig.“ Mein erster Gedanke, nachdem ich dann unten angekommen bin? „Boahhhh, wie geil! Darf ich nochmal?“
Es war so abgefahren und hat definitiv nichts mit gemütlichem Rodeln zu tun. Auf handelsüblichen Holzschlitten überwindet man auf 4.2 Kilometern insgesamt 718 Höhenmeter. Gleich am Anfang geht es ins Eingemachte, es ist sehr steil, die Kurven eng und bremsen ist reine Glückssache. Ich ramme meine Schuhe in den Schnee, denn ich habe das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Der Schnee peitscht mir ins Gesicht, ich lege mich in die Kurve und der Schlitten dreht sich um 180 Grad. Schnell bring ich mich wieder in die richtige Position, von hinten kommen schon die nächsten und weiter gehts. Es macht so viel Spaß! Ich blicke in lachende und strahlende Augen, in Gesichter voller Schnee.
Ihr solltet für die Fahrt runter unbedingt Helme tragen, sicher ist sicher. Die Schlitten kann man an der Talstation ausleihen, alle Infos findet ihr hier.
AKTIVITÄTEN BEI ST. MORITZ FÜRS NÄCHSTE MAL
Das Wetter ließ leider am Samstag keine Tour mit dem Snowboard zu. Eine Empfehlung habe ich aber für eine 10km lange Abfahrt bekommen, im Skigebiet Diavolezza über den Pers- und Morteratschgletscher. Eine nicht präparierte, aber gesicherte Piste. Klingt traumhaft.
Liebt ihr den Winter auch so sehr wie ich? Und könnt ihr es auch kaum bis zur nächsten Saison erwarten? Verratet mir doch eure liebsten Skigebiete in den Kommentaren!
Hinweis: Vielen Dank an das Kulm Hotel St. Moritz für die Einladung zu diesem Wochenende. Meine Meinung bleibt wie immer davon unbeeinflusst.