Island im Winter – Mein Roadtrip zum Nachreisen
Island – ein Land aus Feuer und Eis. Und auch im Winter absolut eine Reise wert. Ich habe schon lange von einem Roadtrip durch dieses magische Land geträumt. Von haushohen Wasserfällen, heißen Quellen, endlosen Straßen, wunderschönen Aussichten und einzigartigen Naturwundern. Falls ihr auch Lust habt auf einen Roadtrip durch Island im Winter, dann habe ich hier jetzt ein paar Tipps und meine Route zum Nachreisen.
Winterwunderland Island – meine Reise zu den Highlights im Westen und Süden des Landes.
Als Ausgangsbasis habe ich mich für die ersten 3 Nächte in einem wunderschönen Apartment im Herzen Reykjaviks eingebucht. Da ich unbedingt in einer schönen und typisch eingerichtete Wohnung schlafen wollte, kam ein Hotel oder Hostel nicht in Frage. Auf AirBnB bin ich nach langer Suche dann fündig geworden und, was soll ich sagen, ich habe mich in diese Wohnung verliebt. Am liebsten hätte ich die 4 Wände nicht mehr verlassen, hätte den Schlüssel weggeschmissen, die Schlösser ausgetauscht und mit einer Jahresportion Pizza und Pasta die nächsten Monate dort verbracht. Aber hey, was wäre mir da alles entgangen! (Vom rechtlichen Aspekt meines Vorhabens mal ganz abgesehen.)
Tag 1 in Island – in Richtung Norden.
Es ist kurz vor 9 Uhr, als ich endlich mit dem Freischaufeln des Autos fertig bin. Über Nacht hat es ohne Pause geschneit. Wenn ich an dem Morgen schon gewusst hätte, was für ein Wetter mich am nächsten Tag erwarten würde, dann hätte ich die Wohnungsbesetzung vielleicht wirklich wahr gemacht. Es ist noch stockfinster um die Uhrzeit, ein Umstand, an den ich mich erst noch gewöhnen muss. Die Straßen sind nicht geräumt und so kämpfe ich mich mühsam durch den Stadtverkehr. Und stelle ein kleines Verkehrshindernis dar, denn offensichtlich sind die Isländer im Gegensatz zu mir an die Straßenverhältnisse gewöhnt. Außerhalb der Stadt geht es etwas gelassener zu. Der Verkehr ist überschaubar und auch die Straßen sind wieder frei. Ich befinde mich auf der berühmten Ringstraße und fahre Richtung Norden. Nach kurzer Zeit biege ich rechts ab und genieße die einsame Fahrt entlang des Hvalfjörðurs. Die Hälfte des Tages verbringe ich an dem schönen Fjord und staune über die Aussicht.
Gefühlte 20 Stopps und 150 Fotos später befinde ich wieder auf der Ringstraße. Und wieder komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Diese Farben! Das Licht! Jede Parkbucht und Einfahrt gehört mir, die Fotostopps werden nicht weniger.
In Borgarnes verlasse ich die Straße 1, die Ringstraße, und fahre auf der Straße 54 in Richtung Snæfellsnes Halbinsel. Das Wetter verschlechtert sich und meine verzweifelte Suche nach einem Meerzugang trüben kurzzeitig die Stimmung. Ich möchte nur einen kurzen Blick darauf werfen, nur kurz meine Hände in das eiskalte Nass halten. So fahre ich, irgendwann wieder im Sonnenschein, bis die Zeit knapp wird. Einen direkten Zugang habe ich nicht gefunden, dafür aber perfektes Roadtripfeeling. Ich muss zurück, heute Abend treffe ich mich noch mit einer Freundin. Und wie immer bin ich zu spät dran.
Tag 2 in Island – in Richtung Süden.
Uff, die Nacht war irgendwie zu kurz. Uff Nr. 2, über Nacht hat es heftigst geschneit. Uff Nr. 3, sowas habe ich noch nicht erlebt. 30cm Neuschnee und kein einziger Weg ist geräumt. Soll ich wirklich fahren? Heute liegt die längste Strecke vor mir. Wenn das so weiter geht, bin ich erst in Stunden im Süden. Mit Schwung geht es auf die Kreuzung zu, bloß nicht stoppen, sonst komme ich heute hier nicht mehr weg. Nach einem kurzen Tankstopp und der unbeeindruckten Aussage des Tankwarts über die Straßenbedingungen (ist doch kein Problem) fahre ich weiter. Nach 2.5 Stunden erreiche ich den Schwarzen Strand bei Vík ganz im Süden Islands. Und dann stehe ich dort und genieße einfach die Aussicht. Ohne Worte.
Nach viel zu kurzer Zeit muss ich weiter. Die wenigen Stunden Tageslicht wollen ja genutzt werden. Jetzt geht es auf der Ringstraße wieder zurück, mit Blick auf den berühmten Eyjafjallajökull. Nächster Halt: der Skógafoss, ein imposanter Wasserfall nur wenige 100 Meter von der Straße entfernt. Von unten schon erstaunlich, hat man von oben einen noch schöneren Ausblick. Steigt unbedingt rechts des Wasserfalls die Stufen rauf. Und klettert dann über den kleinen Zaun. Am Fluss entlang verläuft ein Wanderweg, der im Sommer der Wahnsinn sein muss.
Und nun mein geplantes Highlight des Tages: Der versteckte Pool „Seljavallalaug“. Die Badekultur in Island hat eine lange Tradition und so sollte in eurer Grundausstattung ein Bikini (wahlweise Badeshorts für die Männer) nicht fehlen. Ich biege also von der Ringstraße auf die Straße 242 ab und folge ihr in Richtung Seljavellir bis zum Ende. Dann geht es nur noch zu Fuß weiter. Über Stock und Stein, durch einen kleinen Bach und um einige Ecken. Nach ca. 15 Minuten erreicht man den alten Pool aus den 20er Jahren, der zwar nicht mehr offiziell in Betrieb ist, aber der Öffentlichkeit trotzdem noch zur Verfügung steht. Ganz geheim ist er leider nicht mehr, selbst bei Schnee und Eis war ich nie alleine. Die größte Überwindung bestand für mich übrigens nicht darin, in den Pool hineinzukommen. Sondern halbnackt bei -6 Grad wieder rauszukommen. Hat ein Weilchen gedauert.
Tag 3 in Island – der Golden Circle Teil 1.
Heute verlasse ich schweren Herzens meine Traumwohnung. Die Nacht werde ich in einem wunderschönen Hotel abgeschieden in der Nähe des Þingvellir Nationalparks verbringen. Aber zuerst geht es auf dem Golden Circle zu zwei der drei bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes. Nach einem kurzen Morgenspaziergang durch Reykjavik führt mich mein Weg wieder auf die Ringstraße nach Norden, nach kurzer Zeit biege ich auf die Straße 36. Den Þingvellir Nationalpark, auch Teil des Golden Circle, lasse ich rechts liegen, denn das wird mein Highlight für den letzten Tag. Das Grande Finale sozusagen.
Die Straßen 365, 37 und 35 führen mich zu meinen heutigen Zielen: zu den berühmten Geysiren und dem imposanten Wasserfall Gullfoss.
Schon von weitem sehe ich die Geysire. Überall dampft es aus der Erde, der typisch schwefelige Geruch hängt in der Luft. Ich parke den Wagen auf dem Parkplatz und folge den überraschenderweise relativ vielen anderen Touristen den Weg hinauf. Vorbei an sprudelnden Löchern und dampfenden Wasserflächen erreiche ich nach kurzer Zeit den aktivsten Geysir Strokkur, der regelmäßig alle 10 Minuten die kochenden Wassermassen in die Luft schleudert. Und das (leider) jedes Mal unter tosendem Applaus und erschrecktem Gequietsche der drumherum stehenden Leute.
Ich fahre weiter. Nur noch ein paar Minuten und ich stehe oberhalb des imposanten Wasserfalls Gullfoss. Die untergehende Sonne strahlt den Goldenen Wasserfall mit aller Kraft in schönstem Gelb und Rot an.
Tag 4 in Island – der Golden Circle Teil 2.
Die Nacht war kurz, denn Punkt Mitternacht haben sich die Nordlichter gezeigt. Und was soll ich bloß sagen: Es war pure Magie (allerdings haben meine Fotokünste nicht für ein ebenso magisches Foto gereicht)! Vor einem finsteren und sternklaren Hintergrund bewegte sich der grüne Schleier in unterschiedlichsten Stärken. Mit der Erinnerung an die schönen Momente der Nacht genieße ich den Morgen noch mehr. Hinzu kommt, dass ich die letzte Nacht in einem architektonischen Schmankerl mitten im Nirgendwo verbracht habe.
Der Pool vom ION Luxury Adventure Hotel.
Nach einem ausgiebigen Bad, einem leckeren Frühstück und einem endlosen Herauszögern des Check-Outs mache ich mich dann doch noch auf den Weg. Island gibt zum Abschied nochmal sein bestes und beschert mir einen traumhaften Tag voller perfekter Aussichten und Momente.
Mit dem Þingvellir Nationalpark steht das dritte Highlight des Golden Circle auf meinem Tagesplan. Þingvellir – ein Ort mit historischer und geologischer Bedeutung für Island. Historisch bedeutend, da hier über mehrere Hundert Jahre jährlich die traditionelle gesetzgebende Versammlung abgehalten wurde. Geologisch bedeutend, da hier das Auseinanderdriften der Nordamerikanischen und Eurasischen Platten durch Risse und Felsspalten sichtbar ist. In der Silfra-Spalte kann man sogar zwischen den Kontinentalplatten in glasklarem Wasser schnorcheln und tauchen.
Meine Island Route:
Tipps und Tricks für euren Island Roadtrip im Winter:
[toggle title=“Tipps für euren Mietwagen in ISland“ load=“show“]Für einen Roadtrip durch Island im Winter sollte euer Mietauto unbedingt mit einem Winterpaket ausgestattet sein. Bedeutet, Winterreifen sind inklusive, außerdem sind sie im besten Fall mit Spikes versehen. Achtet auf die Versicherungen: Was ist alles inbegriffen, wie hoch ist die Selbstbeteiligung? Schäden an Reifen, Glas, Dach und Unterboden sollten immer versichert sein. Meinen Mietwagen habe ich über Sunny Cars gebucht, die ziemlich gute Miet- und Versicherungsbedingungen bieten. Noch ein Hinweis für die Abholung: Lasst euch keine Zusatzversicherung aufschwatzen! Auch nicht die gegen Sandsturmschäden im Süden um Vík herum. Denn das ist alles in der Versicherung von Sunny Cars mit drin. Ich war etwas unsicher, nachdem der aber sonst sehr nette Herr am Schalter meinte, die wäre nicht dabei, habe ich die Versicherung für rund 12,50€ / Tag abgeschlossen. Das Geld hätte ich mir sparen können.[/toggle]
[toggle title=“Straßenverhältnisse in Island“ load=“show“]Vor allem im Winter solltet ihr die Straßenbedingungen öfter mal checken. Sehr gut eignet sich dafür die Internetseite www.road.is. Die Webkameras und die Straßenkarten liefern immer aktuelle Informationen über die Straßenverhältnisse. Ich selber bin auf Straßen mit den Markierungen Grün, Gelb, Hellblau und Weiß unterwegs gewesen. Und die waren eigentlich alle mehr oder weniger gut befahrbar.[/toggle]
[toggle title=“Wetter und Nordlichter in Island“ load=“show“]Informationen über das aktuelle Wetter und die Wahrscheinlichkeit für Nordlichter findet ihr auf www.en.vedur.is. Zur Info, wie ihr den Aurora-Forecast lesen müsst: Je höher die Zahl rechts oben, desto besser. Jetzt muss auf der Karte in der Mitte nur noch das Gebiet, in dem ihr euch befindet, weiß sein. Denn dann ist der Himmel wolkenlos und eurem magischen Moment steht nichts mehr im Weg.[/toggle]
[toggle title=“Anreise“ load=“show“]Der Flug z.B. mit der isländischen Fluggesellschaft WOW air von Berlin aus dauert gerade mal rund 4h und schon könnt ihr die Schönheit des Landes genießen. Der internationale Flughafen Keflavík liegt rund 45km von Reykjavík entfernt. Es verkehren aber Shuttlebusse zwischen den beiden Orten. Oder ihr holt euren Mietwagen bereits am Flughafen ab. Dann müsst ihr nur die Straße 41 nehmen und schon seid ihr da.[/toggle]
Ihr wart auch schon einmal auf einem Roadtrip in Island? Dann immer her mit euren Tipps und Routenvorschlägen. Was muss man gesehen haben, was darf man nicht verpassen?
Hinweis: Der Trip entstand in Kooperation mit der Reisesuchmaschine KAYAK. Dabei durften 7 europäische Blogger das Land individuell bereisen. Schaut auch mal unter dem Hashtag #KAYAKhacksIceland auf Twitter, Facebook und Instagram nach den Eindrücken der anderen.